Wir bleiben zu Hause oder glaub nicht alles, was Du liest
Da sitze ich nun an meinem Schreibtisch und blättere mal so durch die verschiedenen Hundezeitschriften und Fachmagazine, die ich in letzter Zeit etwas vernachlässigen musste. Aus einer Zeitung fällt eine Werbebeilage für ein Online-Hundemagazin heraus. Die Schlagzeile „Die fünf größten Hundeirrtümer“ springt mir gleich ins Blickfeld. Was die wohl meinen, frage ich mich und beginne zu lesen. Bei Punkt drei stutze ich. Denn dort steht, gleich hinter dem Klassiker „Der Hund darf nicht ins Bett“, „Der Hund braucht jeden Tag einen Spaziergang“. Etwa nicht, denke ich.
Ich habe starke Zweifel, dass man einem durchschnittlich energiegeladenen Hund seinen täglichen Spaziergang verwehren darf/sollte/kann. Mein Hund Finley bekommt pro Tag regelmäßig drei Spaziergänge. Die Hunderunden sind unterschiedlich lang, in verschiedenen Gegenden, mal mit und mal ohne Training. Wenn es zeitlich knapp wird, dann fällt schon mal eine der Gassirunden aus. Die Übriggebliebenen gestalte ich dann aber so, dass Finley ordentlich was zu tun bekommt und der ausgefallene Spaziergang dann nicht so sehr ins Gewicht fällt.
Nein, mein Brummbär würde es nicht verstehen, wenn er auch nur einen Tag zuhause bleiben müsste. Wie sollte ich es Finley überhaupt klarmachen, dass er heute mal schön drinnen bleiben darf und den Vögelchen im Garten beim Toben zuschauen muss. Allein der Gedanke lässt mich Grinsen.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich vor meinem Rüden sitzen und sagen: „Finley, wir müssen reden. Das Leben gibt einem nicht immer was man möchte. Heute zum Beispiel, gehen wir mal nicht raus in den Wald. Du weißt wo der Garten ist und wo ich dort Deine Pupsecke eingerichtet habe. Wenn’s drückt, geh’ doch bitte dorthin. Danke sehr.“
Finley wird sich daraufhin die Stirn mit seiner Mittelkralle kratzen und antworten: „Ähm, okayyyy …. ich sehe mich dann leider gezwungen, einige erforderliche Umgestaltungen auf dem Gelände vorzunehmen. Schließlich habe ich einen gewissen Anspruch an meine Umgebung.“ Das würde dann wohl so aussehen.
Finleys Landschaftsgartenplanung:
„Punkt eins. Direkt unterhalb der Terrassenmauer werde ich ein paar tiefe Löcher graben, das geht ruckzuck. Sie bieten guten Stauraum für irrelevante und herumliegende Gegenstände, wie Frauchens Schuhe, Fahrradschlüssel und die Kopfhörer unserer Pubertiere. Ich kann sowieso nicht leiden, wenn sie die Dinger im Ohr haben, denn dann beachten sie mich gar nicht mehr und zucken immer so komisch mit ihren Körpern. Sie nennen das Tanzen.
Punkt zwei. Auf der To-Do-Liste wäre dann, den Garten einmal gaaaanz gründlich ab zu markieren. So eine Pubsecke ist ja ganz nett, aber was ein richtiger Rüde ist, weiß selber viel besser, wo er seine Marken zu setzen hat.
Punkt drei. I wanna socialize. Ich mache unser Grundstück zum Hundetreff. Das wird als der „Tag des offenen Hundegartens“ in die Geschichte unserer Vorstadtsiedlung eingehen. Dann dürfen meine Kumpels alle mal über Frauchens Beete und Kräuterkübel toben …“
Mal ehrlich, welcher Hundehalter, der bei Verstand ist, würde das riskieren?
Sicher gibt es Situationen, in denen ein Hund Ruhe halten muss, etwa nach einer Operation oder einer ernsten Verletzung und auch sehr alte Hunde brauchen sicher keine drei Zweistundenrunden mehr. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass Bewegung, Kopfarbeit und ausreichend Ruhe in ein harmonisches Gleichgewicht gebracht werden müssen. Und das natürlich jeden Tag. Wie seht Ihr das? Bekommen Eure Hunde jeden Tag Bewegung, oder habt Ihr ein Alternativprogramm? Schreibt Eure Erfahrungen doch in die Kommentarspalte, ich bin sehr gespannt.
Luna, mein leider verstorbener Hund, hasste Regen. Darum war es immer eine Meisterleistung meiner Motivationskunst, sie bei Regenwetter in die Gänge zu kriegen. Lünchen hätte jeweils gerne auf die Gassirunde verzichtet, ca. eine halbe Stunde lang trottete sie hinter mir her und bot einen jämmerlichen Anblick. Danach taute sie aber auf und genoss den Marsch. Mit meiner Seniorin Koya bin ich je nach ihrer Tagesform unterwegs. Sie geniesst auch die kurzen Runden.
Ich hatte bisher 4 Hunde und bin sicher, dass sie nur ungern auf ihren Spaziergang verzichtet hätten, trotz freiem Zugang zum Garten und Spielen für Kopf und Körper. Wir latschten ja auch nicht nur vor uns hin, sondern erlebten jeden Tag gemeinsam etwas.
Ja, starken Regen mag Finley mittlerweile auch nicht so gerne. Trotzdem würde er nie ganz auf seinen Spaziergang verzichten.
Bei mir leben vier Rüden und klar, jeder braucht pro Tag seinen Spaziergang – aber ich laufe sicher nicht dreimal am Tag irgendeine Runde – jeder Hund darf 1 bis 2 Stunden pro Tag mit mir Spazierengehen, trainieren oder so – aber mehr nicht; sie wissen, dass sie bei dieser Gelegenheit ihr großes Geschäft verrichten – fertig! Bei uns passt das!
Ich würde mal sagen ich hole mir keinen Hund und schon gar nicht mehrere wenn ich nicht gerne draußen bin für mich sind das die schönsten Zeiten am Tag mit meinen Hunden Abenteuer zu erleben auf verschiedenste Weisen! Wer nicht Spazieren geht soll sich meiner Meinung nach nen Goldfisch holen.
Wir versuchen schon jeden Tag ausreichend zu laufen, aber es gibt auch Tage, da geht es einfach nicht: Wenn es Mal den ganzen Tag strömenden Regen gibt, dann wollen meine Hunde garnicht laufen. Zum Glück passiert es aber selten, dass es den ganzen Tag so regnet, aber es kommt auch Mal vor. Und dann wird nur Mal schnell um den Block gerannt und das war’s.
Im Hochsommer gibt es auch ein immer wieder Gelegenheiten, wo der große Spaziergang ausfällt. Ich habe keinen Führerschein und bin auf meinen Mann angewiesen, dass er uns irgendwo, wo es schattig ist oder Bademöglichkeiten gibt hinfährt. Wenn er aber Mal nicht kann und ich mit unseren Hunden alleine bin, dann reicht es auch nicht für mehr als eine Runde um den Block. Danach sind die beiden schon so sehr am Hächeln und gehen in den Liegestreik über. Krankheit wäre bei mir noch so ein Grund. Ich würde nicht bei 40°C eine Stunde oder länger durch den Wald stampfen. Aber dass ein Spaziergang aus Faulheit oder Bequemlichkeit ausfällt, gibt es bei uns eigentlich nicht. Wobei ich aber sagen muss, wenn es bei uns aus den gegebenen Gründen keinen richtigen Spaziergang gibt, dann merke ich es meinen Hunden auch nicht an, zumindest wenn es Mal nur ein Tag ist.
3 große Runden gibt es bei uns aber auch nie – Das habe ich eine Zeit lang gemacht und habe festgestellt, dass mein Hund (damals hatte ich nur einen) dann den ganzen Vormittag über viel aufgedrehter war und schwer zur Ruhe kam, wenn ich morgens schon 1-2 Stunden mit ihm unterwegs war. Seit dem gibt es morgens nur eine 15-20 Minuten Runde und am Nachtmittag eine ganz Große und damit kommen wir alle besser zurecht. Aber regelmäßig ohne Grund die Spaziergänge ausfallen lassen, das finde ich bei einem gesunden Hund auch nicht gut und ich glaube, dass man so etwas zu lesen bekommt, ist ein Teil des „Hund bloß nicht überfordern“-Trends der letzten Jahre. Früher hieß es immer „Hund bloß genügend auslasten!“ Jetzt heißt es plötzlich, der Hund soll am besten 23 Stunden am Tag schlafen und ja nicht überfordert werden. Ein gesundes und auf den Hund abgestimmtes Mittelmaß hört sich für mich besser an.
Ja, da bin ich Deiner Meinung. Ein abgestimmtes Mittelmaß ist gut. Und Ruhephasen sind enorm wichtig. 🙂
Bei uns gibts hin und wieder einen Tag ohne Spaziergang und inzwischen hat mein Energiebündel die auch zu schätzen gelernt. Diese Pausen gibts dann aber nicht grundlos, sondern dann wenn der vorige Tag/die vorigen Tage sehr anstrengend und aufregend waren. Zum Beispiel wenn wir ein langes Wochenende auf Lager waren (die Deppen die auf Mittelalterfesten in Zelten schlafen und am Feuer kochen 😉 ). Letzten Winter hatten wir einen Schneesturm das wir zwei Tage kaum raus gehen konnten, da war ich froh, dass er keinen Aufstand gemacht hat. Aber da gabs dafür dann viel Kopfarbeit und einen Parcour im Dachboden.
Liebe Grüße,
Julia und Odin
Bei Sturm kürzen wir hier die Runden auch extrem ab. Wir wohnen in den Walddörfern und sind umgeben von großen, alten Bäumen, das kann bei Sturm gefährlich werden. Also vollstes Verständnis 😉
Meinem Mischlingsrüden aus dem Tierschutz in Rumänien musste ich alles erst beibringen, da er keinen besonders guten Start in sein Hundeleben hatte und schon gar keine Stadtgeräusche kennt. Am Anfang vielen unsere Gassirunden daher erst einmal klein aus, wir haben es Schritt für Schritt erlernen müssen, dass draußen keine Gefahr droht und ich habe immer die Strecken so gewählt, dass nicht zu viele Einflüsse auf einmal auf uns zukommen.
Heute gehe ich meine 1,5-2 Stunden durch den Wald und am See vorbei vor der Arbeit (mitten in Berlin! man muss nur wissen welche Strecken man gehen kann) um ihn auszulasten und danach kommt er mit zur Arbeit. Nach der Arbeit drehen wir auch noch mal eine Runde von ca. 1 Stunde und bevor es ins Bett geht eine kleinere in der Nachbarschaft. Wir fahren damit super, er hat zwischenzeitlich seine Ruhepausen und ist auch so nicht allein.
Das klingt nach einem glücklichen Hundeleben. Wie toll, dass Du Deinen Hund mit zur Arbeit nehmen darfst. 🙂
Hmm. Was ist ein Spaziergang? Für mich und meine jetzige Hündin heißt ein Spaziergang: Mindestens eine halbe Stunde draußen, und das ohne (sichtbare) Leine. Alles, was darunter liegt, heißt bei uns Gassigang, denn es dient primär dem biologisch notwendigen Zweck, dass der Hund sich erleichtern kann.
Aber es gibt durchaus Tage, an denen ein Spaziergang nicht möglich ist, zum Beispiel weil wir gerade 750 km Autobahn fressen müssen. Solche Tage sind zwar die Ausnahme, aber sie werden vom Hund gut verkraftet. Und am Zielort angekommen, ist meiner Hündin der Spaziergang egal. Da will sie nur noch einen kurzen Gassigang, einen vollen Futternapf und ein kuscheliges Bett. Hauptsache, Herrchen ist dabei.