Grundausstattung fürs Gärtnern mit Hund
Harke, Schaufel, Nerven wie Drahtseile
Gartenarbeit ist etwas Wundervolles. Sie stärkt das Immunsystem, fördert die Kreativität und wenn alles in voller Blüte steht, kann man die Seele baumeln lassen, das ist eine Binsenweisheit. Ich verrate euch mal was: Hunde wissen das. Das Talent zur Gartenplanung wurde ihnen sozusagen in die Wiege, ähm, das Körbchen gelegt.
Finley, mein Rüde, ist ein begnadeter Furchenzieher – so sieht er das jedenfalls. Dabei ist er nicht sehr wählerisch. Mal zieht er seine Furchen durch die frisch aufgelockerte Erde in den Beeten, mal in die ohnehin strapazierte Rasenfläche. Dass ich hektisch mit der Harke hinter ihm her hechte, um seine Spuren zu verwischen, verbucht er als artgerechtes Agility-Programm für Frauchen.
Um meine Nerven zu schonen, beschloss ich das Beste aus der Situation zu machen und bepflanzte die Vertiefungen in den Beeten mit hübschen, blaublühenden Bodendeckern. Wie ein ausgeklügeltes Wasserleitungssystem verlief das Blumendekor nun durch meinen Phlox hindurch, an meinen Rosen vorbei, wieder zurück zum Phlox, um am Gartenzaun irgendwo im Nirgendwo zu enden.
Als ich die Pflanzen kaufte, sagte der Fachverkäufer in der Gärtnerei, am schönsten seien sie, wenn man sie in großen Gruppen anordnen würde. Finley hatte etwas anderes im Sinn und hat dafür gesorgt, dass sie mehr oder weniger willkürlich durch meine Anpflanzungen hindurch strudelten. Was unser Gartenfachverkäufer wohl dazu sagen würde?
Während ich darüber nachsann, stand mein Gartenexperte vor mir, die Schnauze über und über mit Erde bedeckt. Das ließ nichts Gutes vermuten, und richtig: Der Meister des Dog-Gardening hatte einen riesigen Krater unter unserem Gartentisch gebuddelt. Was ich da hineinpflanzen könnte, war mir schleierhaft. Also kroch ich unter den Tisch, um die Mulde wieder zuzuschaufeln, in dem Moment gab Finley mir einen Schubs und ich kugelte in das Loch.
Ne ehrlich, was zu viel ist, ist zu viel. Die Seele baumeln lassen, das hatte ich mir anders vorgestellt. Meine Frustrationstoleranz fiel ins Bodenlose. „Du Blubberkopf … Duuuu *###!!+***…“ Schmutzig, wie er war, flüchtete der Dreckspatz ins Haus. Auch das noch.
Wenig später streckte mein Sünder den Kopf wieder durch die Tür und trottete auf mich zu. Er schaute mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an. In dieser Sekunde zerbröckelte mein Ärger in tausend kleine Stücke und verteilte sich wie Blumensamen im Wind. Ich machte mir einen starken Kaffee und setze mich mit ihm in die Sonne. Ruhe kehrte ein, wir ließen unsere Seelen miteinander baumeln. Geht doch, dachte ich, und während ich meinen Kaffee genoss, fragte ich mich, ob es wohl auch eine Binsenweisheit zum Thema Bodenfeudeln gab…
Dieser Text erschien zuerst in der August-Ausgabe 2019 im Hundemagazin HundeWelt.