Die Magie des zivilen Ungehorsams
Abrakasimsalabim, ich mache das nicht
Manche Hunde haben den zivilen Ungehorsam zur Kunstform erhoben. „Ich glaube sie möchte das nicht“, ist der häufigste Satz, den ich in den letzten Jahren von meinem Nachbarn Friedrich gehört habe.
Er lebt nun schon mit der dritten Dackeldame in dem Häuschen am Außenrand unserer Straße zusammen. Linda heißt das aktuelle Schätzchen und Linda möchte eigentlich gar nichts. Außer, Madame entscheidet sich um, und will es doch. Sie benimmt sich wie eine kurzbeinige, verzickte kleine Diva mit dem großen Primadonna-Ego einer Maria Callas.
Wenn sie „Sitz“ machen soll, dann schaut sie sich erst einmal ihre Umgebung an. Ist denn das Trottoire auch trocken genug für ihren Popo, oder liegen da gar Kieselsteine, mais non … das würde doch Druckstellen an den ganz edlen Stellen hinterlassen, und überhaupt, wie kalt ist es eigentlich? „Für solche Momente hat der liebe Gott Klappkissen erfunden, Herrchen“, scheint ihr strafender Blick zu sagen.
Linda hat eine Technik entwickelt, die nicht nur den Friedrich in den Wahnsinn treibt, sondern wohl jeden anderen Hundehalter auch irre werden lassen würde. Sie tauscht die Inhalte der erlernten Befehle nach Belieben aus. Ich nenne das Canides Befehls-Bingo.
„Lindaaa, komm mal her…“, das Tier setzt sich hin, und zwar dort wo es gerade steht. „Linda, mach mal ‚Such‘ …“, la Diva legt sich augenblicklich lang ausgestreckt hin und verfällt in Tiefschlaf. Der Befehl ‚Sitz‘ führt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dazu, dass Linda zu einer Stampede im Wild-West-Style ansetzt.
Sie reizt die Länge der Schleppleine voll aus und rennt dann in immer kleiner werdenden Kreisen um den Friedrich herum, bis seine Unterschenkel fast vollständig umwickelt sind. Meistens braucht der Friedrich dann ein wenig Hilfe von außen, um sich wieder zu befreien. Wenn ich mich recht entsinne, haben wir uns bei einer solchen Gelegenheit auch näher kennengelernt.
Sie hat etwas Wehrhaftes, diese kleine Dackelschönheit. Vielleicht hat Finley gerade deshalb ein Faible für sie. Wahrscheinlich tut es ihm gut, nicht das einzige Schlitzohr in unserer Vorstadtstraße zu sein. Wie sagt man, Gleich und Gleich gesellt sich gern…
Dieser Text erschien zuerst in der Juli-Ausgabe 2020 des Hundemagazins HundeWelt.
Hallo Birgit,
es ist doch immer wieder erstaunlich, welche Macht so kleine Lebewesen haben. 😉
Ich finde es einfach zu lustig, denn zuerst dachte ich, dass du von unserer ehemaligen Nachbarshündin schreibst. Auch ein kleiner Rauhaardackel mit ähnlichem Charakter. Ersetze nur die Schleppleine mit einer Flexileine ohne „Stopp-Funktion“ und schon passt es perfekt! 😉
Liebe Grüße
Steffi
Oh ja, Flexileinen sind auch so ein Thema …