Hang Loose 2019 – Finleys eigenes Kursprogramm
Gute Vorsätze, da sollte man Vorsicht walten lassen
Finley hat sich so seine Gedanken über gute Vorsätze zum Jahresbeginn gemacht. Die Kernfrage war, müssen Hunde das auch oder ist das Fassen guter Vorsätze so ein Menschendings?
Er hat das mal gegoogelt und war ganz erstaunt, als er herausgefunden hatte, dass es sich hier gar nicht um einen Überlieferten Brauch handelt. Sehr merkwürdig, dachte er, die Menschen machen sich diesen Stress ganz freiwillig. Warum machen die das nur? Dieses In-diesem-Jahr-wird-alles-besser-Gebrabbel (seine Worte, nicht meine) verdirbt einem doch den ganzen Jahresanfang.
Finleys kleine Lehrstunde
Er hat mich verständnislos angesehen und fragte: „Birgit, warum wollt ihr immer alles anders machen? Wäre es nicht klüger einfach mal besser nachzudenken und dann gleich eine Lösung zu finden, mit der man im nächsten Jahr auch noch klarkommt?“
Ich antwortete: „Weißt Du, wir Menschen sind innovativ und kreativ, wir wollen alles optimieren. Na ja, zugegeben manchmal sind wir mäkelig, gniddelig und unheimlich schnell unzufrieden. Da kommt das wohl auch her.“ Finley grinste und sagte: „Was Du nicht sagst…“
Finley zog seine Augenbrauen hoch, ein Retriever mit Denkerstirn. Dann sagte er: „Dann wäre ja der beste menschliche Vorsatz, es mal etwas langsamer angehen zu wollen. Dann kann man auch niemanden enttäuschen, auch sich selbst nicht.“ Da das erstaunlicherweise eine gewisse Logik hatte, hielt ich kurz inne und überlegte. Dann sagte ich: „Gar nicht so leicht zu entscheiden, wo man da Zeiteinsparungen vornehmen sollte.“
Der gute Samariter
„Och“, antwortete Finley, „ich greif Dir da so’n Büschen unter die Arme, dann läuft das schon. Ich könnte zum Beispiel ein paar Gruppen in der Hundeschule übernehmen.“ Und weiter: „Ich mach da was ganz Innovatives … neue Kursinhalte … lass Dich mal überraschen.“
Ich hatte ja schon selber daran gedacht, das Kursprogramm auszubauen. Allerdings war ich mir sicher, dass Finley und ich da ganz unterschiedliche Trainingsansätze hatten. Aber man soll dem Nachwuchs ja auch mal eine Chance geben. Wer weiß, vielleicht überraschte er mich ja … äh, positiv. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte: „Na dann mach mal, Finley. Ich bin schon ganz gespannt.“ *kalterAngstschweißaufderStirn
Brainstorming im Hundekorb
Finley zog sich in sein Körbchen zurück und begann mit der Planung. Er brummelte vor sich hin, dann schlief er wieder und fiepte im Schlaf, dann bewegten sich seine Pfötchen rhythmisch wie im Dauerlauf, dann wieder hektisch … oha, dachte ich, das kann ja lustig werden“.
Und dann stand es, das FTFP (Finley-Torture-Fitness-Programm). Er legte mir ein sauber ausgearbeitetes Manuskript vor, dass keine Fragen offen ließ. Und ich kann Euch nur sagen, Menschen die sich zu Finley in die Hundeschule trauen, haben so etwas wie eine Ausbildung zum Elitesoldaten vor sich. Ich denke allerdings, die Hunde würden sich sehr amüsieren.
Finleys Manuskript:
Liebe Mithunde,
nun ist es soweit, ich habe endlich ein hundgerechtes Kursprogramm für die Hundeschule Goodfellows entwerfen dürfen.
Dummytraining schön und gut – sie meint es ja gut – aber es gibt doch viel Aufregenderes im Leben. Wer könnte das besser wissen als ein Hund wie ich. In meinen Kursen lernen unsere Frauchen und Herrchen, was wir Hunde wirklich brauchen und was wir unter dem Begriff „gemeinsame Unternehmungen“ verstehen. Ihr bekommt hier einen ersten Einblick, welche Übungen Euch in meinen drei Kursen erwarten. Im Folgenden schreibe ich, der Einfachheit halber, immer von den Frauchen weil sie nun mal in der Überzahl sind.
Kurs 1: Swing your Frauchen
Die Teilnehmer benötigen eine drei Meter lange Schleppleine mit Handschlaufe – nicht länger – sonst geht der Schleudereffekt flöten. Gebt Eurem Frauchen die Handschlaufe in die Handinnenfläche. Neigt das Frauchen zum Loslassen, dann sollte die Schlaufe so um das Handgelenk gewickelt werden, dass sie sich bei Zug zuzieht.
Dann befestigen wir den Karabinerhaken der Leine an unserem Geschirr. Ich empfehle ausdrücklich ein Geschirr, denn denkt daran, liebe Mithunde, nicht jedes Frauchen ist eine Elfe. Ich weiß, wovon ich spreche. *hüstel Wir leisten da Körpereinsatz auf höchstem Niveau.
Dann positionieren wir uns vor unserem Frauchen und fangen an zu ziehen. Nicht vergessen liebe Mithunde, ein „Bei Fuss“ existiert nicht, sondern ist eine vollkommen sinnfreie Erfindung eines Steinzeithundehalters. Während wir nur fröhlich vor uns hin traben, steigern wir langsam die Geschwindigkeit. Zurufe von Frauchen, die nicht wie „gut so“, „super“ oder „feiner Hund“ klingen, ignorieren wir.
Beim Laufen wechseln wir regelmäßig die Seiten. Gelingt uns das, ohne dass Frauchen den nächsten Seitenwechsel schon vorher erkennen kann, entsteht ein schöner Schleudereffekt und Euer Frauchen wird vor Freude Juchzen *dooochistFreude
Ist Euer Frauchen dann schon etwas fitter geworden, könnt Ihr die Anforderungen steigern, indem Ihr ihr Rollschuhe anschnallt oder sie auf ein Skateboard stellt. Das gibt später bestimmt einen Extraknochen.
Kurs 2: Breaking Bones
Breaking Bones ist so eine Art Querfeldein-Geländelauf. Unser Motto lautet: „Befestigte Wege sind unter unserem Niveau“.
Ihr legt Eurem Frauchen einen Bauchgurt an. Wer Übergrößen braucht, wendet sich an mich, ich habe da ein paar Adressen. *ausgegebenemAnlass
Die Leine sollte etwa 2 Meter lang sein und aus nicht elastischem Material bestehen. Wir wollen ja nicht verweichlichen und Abfedern wird ohnehin überschätzt. Wo bliebe denn da der Spaß?
Als nächstes klicken wir den Karabiner der Leine in den Ring von Frauchens Bauchgurt ein. Dann gar nicht lange abwarten und durchstarten und dann ist es wie auf der Kirmes: „Werhatnochnichtwerwillnochmal … HoppeKloppeReiter … ÜberStockundüberStein … wennsiefälltdannschreitsie … aufstehenundnocheineEhrenrrruuundeeee …“
Eure Frauchen werden hier nicht nur körperlich angestrengt, auch der Kopf bekommt etwas zu tun. Denkt immer daran, wenn Eure Frauchen zuhause auf dem Sofa zusammenbrechen, habt Ihr Euer Ziel erreicht. Man darf sie dann nicht stören. Sie brauchen mindestens acht Stunden Schlaf um das Erlebte zu verarbeiten. Botenstoffe in Ihrem Gehirn werden das Erlernte in der Tiefschlafphase in das Langzeitgedächtnis transportieren – sie werden niemals vergessen, was Ihr zusammen erlebt habt.
Kurs 3: Hang loose
Dieser Kurs ist geeignet für Yogaafine und Esotherikfreunde. Wer mal weniger Action möchte, seine Zeit aber trotzdem sinnvoll mit seinem Frauchen verbringen möchte, ist hier in meinem Kurs Hang Loose richtig. It’s Qualitytime, Babes.
Mitzubringen ist ein Satz Räucherkerzen. Ihr braucht keine Liegematte, Ihr habt ja Euer Frauchen. Je nach Beschaffenheit Eurer „Menschin“ entspricht eure Unterlage einer flachen Isomatte, einem Hundekissen aus einem schwedischen Möbelhaus namens „Vaddmjuk“ oder wie bei mir, wegen der zusätzlichen Unterfütterung, einem Orthopädischen Hundekissen. Manchmal habe ich eben auch Glück.
Ihr legt Euer Frauchen, mit dem Gesicht nach unten, ausgestreckt auf den Boden. Jetzt kommt eine Lockerungsübung. Ihr steigt auf den Rücken Eures Frauchens und geht, Minimum fünf Mal auf und ab. Tastet nach Verhärtungen im Rücken. Findet Ihr welche, löst Ihr diese mit einem gezielten Vierpfotensprung. Das Frauchen wird quieken – vor Wonne. *dooochistso
Dann legt Ihr Euch auf Ihrem Rücken ab. Macht Euch richtig schwer. Ihr dürft auch gerne einen Fünf-Minuten-Napp einlegen. Denkt immer daran, Euer Frauchen spiegelt Eure Gemütsverfassung. Seid Ihr entspannt, wird sich das auf Eure Menschen übertragen. Ihr bleibt jetzt solange da oben liegen, bis jegliche Spannung aus den Körpern Eurer Frauchen gewichen ist. Es ist sooo wichtig, dass die Menschen lernen, sich zu entspannen … jederzeit und überall.
Viel Erfolg! Ich sende Euch Liebe und meinen Eso-Zen-Gruß „Namastumit“.
So meine lieben Mithunde, Ihr könnt meine Kurse ab März buchen. Inzwischen werde ich nicht ruhen und für Euch an der Weiterentwicklung meines Kursprogramms feilen. Geplant sind die Kurse „Under Pressure“, „Under Water“ und „Buddelala-Yoga“. Na, ist da irgendwer neugierig geworden? Ich erwarte Euch mit Freude.
Euer Trainer Finley
Kleiner Nachtrag von Birgit:
Ichhhh habpfe misch füüü Hannng Luuuse entschpfieden. KÖNNDDE MIA BIDDE JEHHHMAND HELLLPFEN!!!!!