Der nächste Hund wird ein … ja was denn?
Man wird ja wohl mal fragen dürfen
Vor einiger Zeit trafen Finley und ich Frieda und ihr Frauchen beim Spazierengehen. Die 13 Jahre alte Ridgebackhündin ist eine gute alte Bekannte von uns. Sie hatte in Finleys Sturm und Drang Zeit manchmal erzieherisch auf ihn eingewirkt, wofür ich echt dankbar war, weil es mir zu dem Zeitpunkt noch nicht so gut gelang.
Katrin, Friedas Frauchen, sah Finley prüfend an und sagte: „Na Du musst doch jetzt auch schon 8 oder neun Jahre alt sein. Du wirst ja schon grau um die Schnauze.“ Und an mich gewandt fuhr sie fort: „Und? Soll es denn wieder ein Golden werden, wenn Finley mal nicht mehr ist?“
Finley, sie meint es ja nicht böse
Also ich mag Katrin wirklich sehr gerne und ich weiß, sie meinte es nicht böse aber mir versetzen solche Fragen immer einen schmerzhaften Stich ins Herz. Wenn ich ehrlich bin, finde ich es auch immer etwas unpassend so etwas zu fragen, wenn mein Bärchen neben mir steht. Finley wohl auch, denn er schnaubte entrüstet auf, wandte sich ab und ging demonstrativ ins Dickicht zum Schnüffeln. Er sieht es so: Einen vollwertigen Amtsnachfolger für ihn gäbe es ohnehin nicht – lächerlicher Gedanke. Thema fertig!
Auswahlkriterien – Rasse, Fellfarbe, sozialer Status
In diversen Hundeforen in den sozialen Medien wird die Frage nach dem Nachfolgemodell unverblümt offen diskutiert. Insbesondere scheint es interessant zu sein, welche Rasse das nächste Mal in den Haushalt einziehen soll.
Kaum ist so ein Thread online, füllen sich die Kommentarspalten mit Beiträgen die inhaltlich die Treue zu bestimmten Rassen manifestieren. In etwa so: „Einmal Aussie, immer Aussie …“. Die Rassenamen kann man da beliebig austauschen. Gleich darauf folgen Aussagen wie „… ich möchte mal was Kleines/Größeres …“, …“nie wieder ein Jagdhund/Hütehund …“ oder auch “… wieder sowas Durchgeknalltes …“, „…Muss Knallbirne draufstehen, dann nehme ich ihn/sie mit …“, „Bin Plattnasenfan …“ und so weiter. Hier zeigt sich deutlich wie bunt unsere Hundewelt auch auf der menschlichen Seite ist.
Fakt ist nun einmal Finley wird nicht jünger, also ist es vielleicht gar nicht so abwegig, sich einmal ernster mit diesem Thema zu beschäftigen. Denn, und das ist das Einzige was unumstößlich feststeht, ein Leben ganz ohne Hund kann ich mir nicht vorstellen. Außerdem sind in letzter Zeit im Bekanntenkreis ein paar wundervolle Hunde gestorben, das macht nachdenklich. Deshalb traue ich mich jetzt einmal etwas näher an das Thema heran.
Der Familienrat war nicht zielführend
Am letzten Wochenende habe ich dann mal meine Familie gefragt, wie sie zu dem Thema steht. Das war gewissermaßen mein analoger Sonntagsfrühstücks-Thread: „Sagt mal, habt Ihr Euch schon mal Gedanken über Finleys Nachfolger gemacht?“
Finley: „Schnaub, pühh …“
„Auf jeden Fall muss es ein kurzhaariger Hund sein“, sagte mein Mann wie aus der Pistole geschossen. Bei ihm ist der Leidensdruck gerade in gleichem Maße angestiegen, wie seine Leidensfähigkeit gesunken ist. Denn Finley gibt dem Wort Fellwechsel zurzeit eine ganz neue Bedeutung. Er flockt aus wie Omis alter Flokkati und zwar täglich seit Monaten, ganz egal wie oft ich ihn bürste.
Kaum habe ich durchgesaugt, liegen schon wieder goldene Fellbüschel herum. Da meine zwei pubertierenden Töchter kein Problem damit haben, einfach über die Flocken die Finley auf unserem Fußboden hinterlässt hinwegzusteigen, sind Ihre Kriterien anders gelagert.
Mausi: „Ich will einen kleinen, wuscheligen Hund, den ich auf den Schoß nehmen kann.“
Finley: „Auf den Schoß? Wo ist das Problem ich bin wuschelig und kuschelig. Ich hab‘ Dich lieb … ich kooooommeeee!“
Motte: „Ich will eine Katze, die sind … Katzen eben … oder einen schwarzen Labrador … ein Mädchen … mehr Mädelspower, yay!!!“
Finley: „What??? Schnaubppffft …“
Es bleibt wohl meine Entscheidung
Um es hier mal deutlich zu sagen, unser Familien-Brainstorming war nicht sehr erhellend. Letztlich wird es irgendwann einmal meine Entscheidung bleiben, welcher Hund bei uns einziehen darf. Ich werde diejenige sein die ihn oder sie erzieht und die meiste Zeit mit ihm oder ihr verbringen wird. Also dann, Birgit welchen Hund würdest Du Dir als nächstes anschaffen?
Als ich damals nach meinem ersten Hund suchte, habe ich tatsächlich zuerst recherchiert, was mir die einzelnen Rassen abfordern würden. Ich habe das gesamte VDH-Rasselexikon von A bis Z durchforstet. Habe nach Eigenschaften geschaut, danach ob es Züchter dieser Rasse bei uns in der Nähe gab und habe ab und an mit einem Züchter telefoniert. Optik war ein wichtiger Faktor, natürlich sollte mir mein Hund auch optisch gefallen.
Informationen aus erster Hand
Meine zweite Informationsquelle war mein Bekanntenkreis. Wer hat da welchen Hund, sind sie glücklich mit ihrem Tier, was können sie mir von ihrem Alltag berichten. Ich streifte hundelos über Hundefreilaufflächen, beobachtete die Vierbeiner und sprach deren Besitzer an um an Informationen aus erster Hand zu kommen. Langsam entwickelte ich ein Faible für Retriever. Zurzeit, das liegt auf der Hand, ist mein Golden mein Favorit. Obwohl, wenn ich ganz ehrlich bin, werfe ich regelmäßig ein paar sehr interessierte Fremdgeher-Blicke auf die Labradorfotos einer ganz bestimmten Züchterin bei uns im Norden.
Mein Fokus hat sich verschoben
Im Laufe der letzten Jahre habe ich mit zahlreichen, interessanten Hunden unterschiedlicher Rassen arbeiten dürfen. Jeder hatte seinen eigenen Charakter, seine kleinen Macken und jeder hatte seinen speziellen Charme. Mein Fokus ist folglich etwas abgerückt von den äußerlichen Kriterien. Ich habe, nicht zuletzt durch Finley, so viel gelernt über Hundeverhalten, Kommunikation und Hundepsychologie, dass mein Auswahlschwerpunkt heute wohl bei den inneren Werten zu suchen wäre.
Im Klartext bedeutet das: Ich möchte wieder einen Hund den so schnell nichts aus den Socken haut. Er darf ruhig einmal ein wenig stur werden und seinen eigenen Kopf haben. Ich weiß, dass ich das aushalten kann und trotzdem einen Weg finden werde ein gutes Team mit diesem Hund zu bilden. Ich möchte einen Hund, der sich auf mich und meine Familie einlässt, so wie wir uns auf ihn und seine kleinen Macken einlassen werden. Er muss Kumpelqualitäten mitbringen. Dabei darf er oder sie ruhig Temperament haben, wir lenken das dann schon in Bahnen, die für uns beide akzeptabel sind.
Ein Hund mit Potential, mit der Lizenz zum Kumpelsein
Mit anderen Worten, es wird ein Hund werden, in dem ich das Potential erkennen kann, alle diese Dinge im Laufe der Zeit unseres Zusammenlebens zu erarbeiten. Der Weg dorthin, wird uns als Team zusammenschweißen. Ob das dann wieder ein Golden wird? Schon möglich, es kann aber auch ein Mischling aus dem Tierschutz oder vielleicht doch ein Labrador aus meiner Lieblingszucht werden, das ist heute noch offen.
Bis es soweit ist, dass ich mir ernsthaft darüber Gedanken machen muss, werde ich sicher noch ein paar schöne Jahre mit Finley erleben. Und ich habe das Gefühl, dass Finley auch noch ein paar Streiche auf Lager hat…
Liebe Birgit, lieber Finley,
schnaub-püh und guten Morgen! 😀
Die Auswahl des Hundes ist ein spannendes Thema. Die Herangehensweise verrät oft mehr über den Menschen, als über den Hund, der letztendlich dabei herauskommt.
Die „Lizenz zum Kumpelsein“ ist hier von Kind an der Hauptgrund für einen Hund. Als Kind hatte ich nämlich einen grandiosen Hundekumpel, mit dem ich in trauter Hyperaktivität über Felder und umgekippte Baumstämme gedüst bin.
Davon ab war die Auswahl der Hunde hier beide Male gnadenlos pragmatisch. Nachdem Abra durch ihr Temperament und den unbändigen Arbeitswillen eine Traum-Kumpeline für Alltag und Hundeplatz, aber wahnsinnig krank war, fiel beim Nachfolger die Lieblingsrasse weg. So gern ich die Dobermänner auch habe, sie sind einfach fürchterlich krankgezüchtet.
Also wurde es ein Malinois. Den ich nie haben wollte, weil die rappelhässlich aussehen. Und ich Schäferhunde, egal ob belgisch, deutsch oder holländisch nicht wirklich mag. Aber Wollie ist genau so ein unschlagbarer Kumpeltyp, wie Abra es war. Hat Bock auf die selben Dinge wie ich. Das ist das Wichtigste.
Lieber Finley, nimm‘ es nicht persönlich – solche Diskussionen müssen geführt werden. Nur auf die Katze lass‘ dich nicht ein! Dein Frauchen hat doch juristisch echt Ahnung. Vielleicht kannst du eine Anti-Katzen-Klausel ins Testament einbauen?
Herzliche Grüße,
Mara und Wollie
Liebe Mara,
Anti-Katzen-Klausel – Herrlich! Da hast Du Finley ja auf was gebracht 😀
Danke für diesen tollen Kommentar. Letztlich ist Wollie bei Dir genau richtig gelandet. Das mit dem „Malis sind hässlich“ *hüstel das solltest Du überdenken – belgische Schäferhunde haben schließlich auch Gefühle 😉
Ich bin überwiegend mit Deutschen Schäferhunden jeglicher Ausformung aufgewachsen. Und ich liebe sie. Trotzdem konnte ich mich vor Jahren nicht für einen Schäferhund entscheiden, weil leider auch diese Rasse total krankgezüchtet worden ist. Du siehst liebe Mara, wir haben Einiges gemeinsam.
Liebe Grüße Birgit und Finley (auf dem Weg zum Kyno-Notar 😀 )
Liebe Birgit, lieber Finley…
ich hatte vor Mija zwölf Jahre einen Kleinen Münsterländer, total lieb, sehr menschenbezogen, andere Hunde (bis auf ein paar ganz wenige) interessierten ihn nicht, aber jeder Mensch war sein bester Freund. Er hatte als Jagdhund natürlich einen Mega-Jagdtrieb, was mich manchmal zur Verzweiflung gebracht hat. Als er nicht mehr da war, war da ein großes Loch. Ich habe zuerst gedacht, nie wieder einen Hund, aber das habe ich gerade mal zwei Monate ausgehalten. Es sollte dann ein Tierschutz-Hund sein. In den Tierheimen in der Umgebung hat mich keiner angesprochen, mein Hund war einfach nicht dabei. Also im Internet gesucht und fündig geworden. Ich habe es nie bereut, obwohl ich manchmal das Wesen meines Münsterländers wirklich vermisse. Mija ist so ganz anders, was natürlich auch gut ist. Ihr Jagdtrieb beschränkt sich auf Mäuse. Wenn ich nach Hause komme, egal ob nach einer oder nach vier Stunden, hält sie es nicht mal für nötig, den Kopf zu heben und denkt wahrscheinlich „Mist, ist die Alte schon wieder da, hab ich die Couch nicht mehr für mich alleine“, mein Artus hat sich jedes Mal gefreut ohne Ende, egal wie lange ich weg war, auch wenn es nur 10 Minuten waren. Mija ist auch anhänglich, aber eben anders. Man kann ja auch keinen Hund wirklich ersetzen, das will man ja auch gar nicht. Und deswegen ist es auch gut, dass jeder Hund anders ist. Aber manchmal vermisse ich diese überschwängliche Freude, wenn ich nach Hause komme.
Ihr werdet das schon richtig machen und der passende Hund wird Euch finden! Aber das dauert ja noch Hundert Jahre, weil Finley bestimmt jetzt erst recht uralt wird!
Liebe Grüße
Hildegard und Mija
Danke Dir für Deine aufmunternden Worte. Und hey, auch wenn sie nur den Kopf hebt, sie freut sich inwendig wie Bolle. 😉