Faible, Fetisch, Fanatismus oder ein Retriever sieht Rot
Auf diese Geschichte hat mich meine liebe Bloggerkollegin Danni vom Hundebloghaus angetriggert. Sie stellte die Frage, ob wir ein bestimmtes Faible bei Hunden haben. Bei ihr seien es lange Nasen. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich darüber vorher noch nie ernsthaft nachgedacht.
Meine Nachbarin Bente, zum Beispiel, hat eine Vorliebe für drahtiges Fell. Bei Ihr würde nie ein anderer Hund als ein Foxterrier einziehen. Das Fell ihres Schatzes muss das Gütezeichen „extrem stichelig“ aufweisen. Für meine Freundin Anja hingegen, ist die Welt erst in Ordnung, wenn ihr Labrador Leo sein tägliches Bad hinter sich gebracht hat. Den Labbi schwimmen zu sehen ist ihr Faible. Und das Herz meiner österreichischen Schwiegermutter schlägt erst im Dreivierteltakt bei kleinen, weißen Hunden.
Und ich? Ja, ich habe ein Faible, man könnte es schon fast einen Fetisch nennen. Ich stehe nämlich total auf gut definierte Rüdenschädel, mit einem ausgeprägten Stopp. Da bin ich total obsessiv. Das läuft bei mir ganz instinktiv ab. Als ich Finleys Wurf zum ersten Mal besuchen durfte, da fiel mir mein Bärchen gleich ins Auge. Sein Kopf war so schön, schon etwas ausgeprägter, alles an ihm schien „Ja, ein Junge!“ zu rufen. Ich weiß, das klingt verdammt albern, aber ich war schockverliebt, nur wegen seines Schädels.
So ist es bis heute geblieben. Hat der Bursche eine klar definierte Stirn, die er einem anderen auch ruhig mal brummend entgegenstecken kann – herrlich, dann bin ich hin und weg. Die unbequeme Tatsache, dass an so einem Dickschädel, der eine oder andere Befehl auch mal abprallen kann, wie eine Billiardkugel an der Bande, nehme ich hin. Letztlich, so ist meine Erfahrung, locht die Information doch ein und auch so ein streitbarer Charakter lernt, was wichtig für IHN ist. Selektives Grundwissen, eben.
Wenn wir hier aber im weitesten Sinne über Fanatismus sprechen wollen, dann muss ich meinen Rüden outen. Finley hat auch einen Fetisch. Seit ich denken kann ist er ein besessener Blumentopf-Stalker. Wenn ich gärtnere, verändert sich mein Hund. Sein Gebaren wird gespenstisch, seine Haltung undurchsichtig und spannungsgeladen. Der Ablauf der Ereignisse ist nicht aufzuhalten…
Ich hole meine Gartengeräte aus dem Gartenhäuschen. Finley erscheint auf der Terrasse, schnuppert links und rechts ein wenig und denkt „Ahaaa…. schaun’ wir mal, was da noch kommt“. Ich versuche ein Ablenkungsmanöver, zupfe scheinbar gelangweilt noch ein wenig Unkraut aus dem zu beackernden Beet-Abschnitt. Aber mein Rüde ist ein Profi. Seine Vorgehensweise hat Methode.
Scheinbar desinteressiert legt er sich auf unseren Rasen und rührt sich nicht. Doch wenn man genau hinsieht, dann kann man beobachten, wie er mich trotz seiner halb geschlossenen Lider fixiert. Hinter seiner wohlgeformten Stirn formuliert er klar, was er als nächstes erwartet. Langsam verändert sich sein Gesichtsausdruck. Die Augen werden zu Schlitzen, seine Lefzen legen sich in Falten, die Nase bebt. Er sieht jetzt ein wenig aus wie Pennywise, der Killerclown aus Steven Kings Gruselschocker ES.
„Wann“ – so scheint er zu fragen – „wann holst Du endlich die neuen Pflanzen aus dem Auto? Ich kann sie riechen. Ich weiß, sie sind daaa. Bring sie heeer…. jetzt… warum noch länger warten … Du weißt, wie das alles enden wird …. ich will meine Töpfeeee jeheeetzt……“
Wie hypnotisiert gehe ich zu meinem Wagen und hole die Palette mit den Frischpflanzen von der Ladefläche. Kaum habe ich die erste Pflanze ausgetopft, spüre ich ihn im Nacken, den leicht pfeifenden Atem meines Hundes … wie eine warme Welle trifft mich sein Odem bei jedem Atemstoss…. die ersten Sabbertropfen fallen auf meine Schulter. Ich gebe auf, es hat keinen Zweck, Fürsorgepflicht adè – ich gebe meinem Hund den Plastiktopf zum Spielen. Schnell topfe ich die übrigen Pflanzen aus und arrangiere sie in meinem neuen Herbstbeet. Finley hat sich inzwischen auch die übrigen Töpfe geholt. Während ich noch ein paar Tulpenzwiebeln für ein buntes, friedliches Frühjahr setze, höre ich hinter meinem Rücken krachende, knackende Geräusche, die auf ein wahres Plastiktopf-Massaker schließen lassen.
Aufräumen darf ich das natürlich – ich bin ein guter Tatortreiniger. Finley, inzwischen wieder ganz er selbst, hat sich total verausgabt und sich zum Power-Napping unter unsere Magnolie verzogen.
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