Bionachwuchs – Kondolenzbrief an Herrn Meier
„Der Teufel hat den Schnaps gemacht, um uns zu verderben…“, heißt es in Udo Jürgens‘ Gassenhauer, mit dem er bereits im Jahre 1973 die Schlagercharts stürmte. Dass er auch das weibliche Geschlecht im Sturm eroberte ist kein Geheimnis. Und nun kommt die Parallele zu Kapitän Finleys neuem Freund, Herrn Meier aus Oberimbach. Der liebe Gott beschenkte nämlich sowohl den österreichischen Star-Sänger als auch Meier den Südcharmeur mit außerehelicher Nachkommenschaft. Unlängst lancierte sein Pressebüro eine Meldung.
Pessebüro Strodtbeck:
Es hat endlich geklappt: Wir haben Nachwuchs! Meier hat vor 63 Tagen die Biotonne gedeckt! Interessenten sind ab sofort willkommen.
Meier möchte die Tönnchen vermitteln, weil sie keine Kinder der Liebe sind, sondern das Ergebnis eines Ausrutschers im Eierlikör-Suff. Außerdem hat er Angst, dass Bio – wie sie genannt wird – jetzt Alimente fordert, und alles was alimentär ist, behält er lieber für sich.
Die Kleinen haben auf jeden Fall eine sehr große Klappe, und dank der guten Vererbung der Mama, die ein wunderschönes Braun ihr Eigen nennt, sind sie bicolor. Was die Fütterung angeht, sind sie anspruchslos, solange die Menge stimmt und ab und zu ein Karottenstrunk als Leckerchen gegeben wird. Stubenrein sind sie auch schon, wenn man sie rechtzeitig rausstellt. Das empfiehlt sich auch, weil sie sonst zu Blähungen neigen, die alles andere als ein olfaktorischer Hochgenuss sind.
Trainingsstand derzeit: Sitz und bleib in Perfektion, und wenn man sie etwas über Idealmaße füttert, neigen sie auch nicht zum Jagen.
Tabuwort: Platz! Gibt Sauerei.
Um seine Freunde muss man sich kümmern, dachte Kapitän Finley, das ist im hohen Norden Ehrensache und bot prompt seine Hilfe an.
Antwort aus der Kajüte:
Sehr geehrter Meier,
Kapitän Finley hier. Was hören da meine Seemanns-Ohren? Sie haben sich fortgepflanzt? Alle Achtung, Sie Teufelskerl!
Und dann erlegen Sie gleich eine so kapitale Öko-Wuchtbrumme. Beim Klabautermann, von Ihnen kann ich alter Seebär ja noch was lernen. Bei Gelegenheit müssen Sie mir Ihre Eroberungsstrategie mal auseinander klamüsern. Erstaunlich übrigens, wie gelassen ihre Pressevertreterin auf Ihre neue Familiensituation reagiert. Meine Haushälterin würde mir die Leviten lesen.
Aber nu’ wo die lieben Kleinen da sind, ist es wohl an der Zeit, sich über die Zukunft Gedanken zu machen mein Freund. Sie wollen die Tönnchen also vermitteln. Da kann ich Ihnen freundschaftlich unter die Arme greifen. Bei mir in der Gegend kommt immer mal wieder eine Biotonne weg. Ich kann mich in meiner Siedlung ja mal umhören. Vielleicht möchte jemand einen Mini-Meier-Ökosproß bei sich aufnehmen.
Mein Nachbar, der Ole Vogelsang zum Beispiel, hat ne gaaanz olle Biotonne. Die ist schon’n büschen rissig auf’m Deckel. Den frag’ ich mal. Oder meine Haushälterin, die träumt schon lange von einer Zweittonne. Das will ihr Mann aber nicht, der ist strikt gegen Rudeltonnen-Haltung.
Wie auch immer. Bevor Madame „Bio“ Alimente fordern kann, haben wir die Kleinen Racker alle untergebracht – Ehrensache. Und außerdem soll sich das Weibsstück schämen, den hilflosen Zustand eines Eierlikör-Meiers so schamlos auszunutzen. Das muss man sich mal vorstellen. Statt Ihnen die Stirn zu kühlen und beruhigend auf Sie einzuwirken, hat sie den Brausebrand ausgenutzt, das Feuer in Ihnen geschürt und dann ….. Schweigen – Schamesröte.
Lieber Meier, wenn sie dieses Weib wiedersehen, nicht einknicken. Oder wie wir hier in Hamburg sagen „hol di fuchtig“.
Hochachtungsvoll schicke ich freundschaftliche Grüße über die Nord-Süd-Achse,
Ihr Kapitän Finley
Einmischung aus der Kombüse:
Lieber Herr Meier,
Ihr kleines Malheur ist mir zu Ohren gekommen. Ich sag’ dazu mal nix, bin durch meinen Kapitän ja Weiberkummer gewohnt, nä?
Da sie ja nu zum Freundeskreis gehören hab’ ich mal einen kleinen Präsentkorb zusammengestellt. Da ist was für die Lütten drin’. Das beruhigt vielleicht die Gemüter ein bisschen. Nu’ lassen sie mal den Kopf nich’ hängen. Die Tönnchen finden schon ein gutes Zuhause.
Dann aber ‚Pfoten weg!’ von den Tonnen, Herr Meier!
Mütterlichen Gruß,
die Haushälterin