Ich möchte einen Hund weil … 1001 Gründe
Das Kurzinterview hat mich zum Nachdenken gebracht
Wenn mir vor einer Woche jemand gesagt hätte, dass ich mal ein Interview fürs Fernsehen geben würde, hätte ich gelacht und abgewinkt. Aber dann klingelte mein Handy und eine sehr nette Dame vom Sender Hamburg 1 fragte mich, ob ich zum Welthundetag für ein paar kurze O-Töne zur Verfügung stehen würde. Den ganzen Beitrag könnt Ihr Euch HIER anschauen.
Gleich das erste Thema, nämlich die Frage aus welchen Gründen Menschen sich einen Hund anschaffen würden, verdient wie ich finde, mal eine nähere Betrachtung. Die Palette von Gründen, warum sich jemand einen Hund in sein Leben holen möchte ist bunt, vielfältig und manchmal auch etwas überraschend für den äußeren Betrachter.
Eine bunte Palette von Gründen
Für einige Menschen ist der Hund eine Möglichkeit ihrer persönlichen Einsamkeit zu entfliehen. Vielleicht haben sie sich gerade von ihrem Partner getrennt oder er ist verstorben oder ihre Kinder sind flügge geworden und haben das sichere Nest verlassen. Vielleicht aber gehörten Kinder gar nicht zu ihrem Lebensentwurf und sie suchen in dem Hund einen Partner mit dem sie ihre Freizeit verbringen können.
Andere wiederum sind im Tierschutz aktiv und geben verwaisten, kranken oder anderweitig benachteiligten Hunden ein Zuhause. Eltern schaffen einen Hund an, damit ihre Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen. Und mancher braucht einen ausgebildeten Assistenzhund um sein eigenes Leben besser bewältigen zu können.
Der Weg zu einer guten Mensch-Hund-Beziehung ist oft eine Achterbahnfahrt
Alle diese Gründe sind getragen von einer sehr menschlichen Sehnsucht nach etwas, das aktuell im eigenen Leben fehlt. Und ich finde alle diese Gründe legitim, denn unsere Hunde sind in der Lage in diese Nischen einzuscheren und sie auszufüllen. Solange die Bedürfnisse der Hunde beachtet werden, ihre Grenzen respektiert werden und ihnen nichts Unmögliches abverlangt wird, ist aus meiner Sicht der Grund warum jemand einen Hund haben möchte sekundär. Hauptsache das Team funktioniert auf eine sich zugewandte, liebevolle Weise.
Der Weg kann schon mal holperig sein, die Zuneigung zueinander kann mal ein paar Schrammen davontragen, so wie in jeder guten Beziehung. Aber am Ende ist doch nur wichtig, ob und wie man wieder zueinander findet.
Warum beurteilen, wenn es besser wäre genau hinzusehen?
Mir fällt immer häufiger auf, dass gerade die Motivationen, warum ein Hund in die Familie einziehen soll, unter Beschuss stehen. Da fallen Schlagworte wie Partnerersatz, Kindersatz, Helfersyndrom und Kinderspielzeug. Bei diesen Schlagworten schwingt auch immer gleich eine Wertung mit, vorzugsweise eine Abwertung. Das finde ich sehr schade und auch ein wenig kurz gedacht.
Wir wissen doch gar nicht, warum jemand gerade keinen Partner hat. Die Gründe ein Leben ohne Kinder zu führen, müssen nicht per se getragen sein von Egoismus oder Selbstverliebtheit, sondern können sehr schicksalhaft sein. Wie schön, wenn Menschen in dieser Situation einen Ausweg sehen, ihrem Leben eine Wendung zu geben. Warum gestehen wir Tierschützern nicht einfach zu, dass sie wirklich nur helfen wollen?
Was ich aber viel wichtiger finde: Es geht uns überhaupt nichts an. Jemand hat eine Entscheidung für sein Leben getroffen und ist uns darüber überhaupt keine Rechenschaft schuldig. Warum also beurteilen, kategorisieren oder gar verurteilen?
Die Leute machen es anders? Wie interessant!
Möglicherweise entspricht die Art eines Anderen mit einem Hund zu leben nicht unseren eigenen Vorstellungen – so what?
Das muss nicht bedeuten, dass es dem Hund bei ihm nicht gut geht. Und das sollte doch immer das Maß aller Dinge bleiben. Was kostet es uns denn, den Weg der anderen zu akzeptieren? Es sagt doch gar nichts über unsere eigene Art und Weise mit unserem Hund zusammenzuleben aus.
Wir sollten die Unterschiede als Chance sehen, vor Augen geführt zu bekommen welche vielfältigen Möglichkeiten es gibt mit einem Hund zusammenzuleben. Anstatt die Lebensentwürfe anderer zu kritisieren, könnten sie uns helfen offen zu bleiben, tolerant zu sein oder vielleicht sogar einen Anstoß geben, etwas anderes auszuprobieren.