Hundefutter – ein Streitthema?
Wie füttere ich meinen Hund? Eine elementare Frage, die unter Hundeleuten oft zu großer Unsicherheit und Kontroversen führt. Denn das Füttern ist auch eine emotionale Sache, gewissermaßen ein Gradmesser für unsere Fürsorge, unsere Liebe und unser Verantwortungsgefühl. Also wirklich ein Big Deal.
Da gibt es die Hard-Core-Barfer, die Trockenfutter-Fans und die Dosenfutter-Junkies. Manche kämpfen für Ihren Standpunkt bis aufs Blut. Und dann gibt es solche, wie mich, für die Futter lediglich ein Nebenthema ist, welches nur punktuell aufgrund einkehrender Umstände an Bedeutung gewinnt.
Gemeinsam ist uns allen, dass wir für unsere Hunde ein Futter wollen, das alles beinhaltet, was unseren Vierbeinern ein gesundes und langes Leben garantiert.
In diesem Blogpost geht es aber nicht darum, eine bestimmte Fütterungsart zu verdammen oder zu empfehlen. Er ist auch keine Werbung für eine bestimmte Futtersorte. Ich erzähle Euch hier, Finleys persönliche Futtergeschichte und wie ich mich langsam an diese Thematik herangetastet habe.
Als ich meinen Golden Retriever Rüden Finley abgeholt habe, bekam ich von meinem Züchter einen Sack Trockenfutter und einen Fütterungsplan mit. An diesen Plan habe ich mich gehalten – und zwar akribisch. Finley hatte da allerdings seinen eigenen Kopf.
Von Anfang an hatte mein Rüde ein paar merkwürdige Allüren, wenn es an den Futternapf ging. Was hatte ich vorher nicht alles gehört: Retriever sind richtige Fressmaschinen, die schlingen in einem Affentempo alles in sich hinein, verdauen alles inklusive Gras, Wurzelwerk, Putzlappen und Playmo-Spielzeug mit magensäuerischer Leichtigkeit.
Tja, was soll ich sagen? Mein Sensibelchen umkreiste regelmäßig seinen Futternapf, bevor er dann anfing, im gemächlichen Tempo zu dinieren. Finley ließ auch schon mal Futter im Napf zurück. Er achtete sehr auf seine sportliche Linie. Nach dem Fressen war er ungewöhnlich aufgedreht und war schwer zur Ruhe zu bringen.
Und zu der verbreiteten Meinung, dass Retriever alles verdauen können, kann ich Folgendes berichten. Fraß Finley Gras, kam es wieder raus, fraß er Erde und Wurzelwerk, kam es wieder raus, fraß er umliegendes, undefinierbares Übelriechendes, kam es ……. Finley erbrach sich so oft, dass man hätte meinen können, Brechreiz sei eine neue Hundesportart.
Ich machte mir natürlich Sorgen und tat, was man als Ersthundebesitzer in einer solchen Situation so macht. Ich ging zum Tierarzt, fragte meinen Züchter und sprach mit anderen Hundehaltern im Wald und auf dem Hundeplatz.
Leider bekam ich immer die gleichen Rückmeldungen: Den darfst Du nicht verwöhnen…, zieh’ das durch…, wahrscheinlich läufige Hündinnen in der Nachbarschaft…, wenn er festen Stuhlgang hat, dann ist er bloß eine kleine Mimose…, lass‘ ihm das nicht durchgehen…, Dein Hund will nur Aufmerksamkeit…, der manipuliert Dich… Mit anderen Worten, mein Hund kotzt, weil er ein borderline-gestörter Manipulator ist und ich ein widerstandsloses Weichei. Na, danke schön.
Eine Zeit lang habe ich dem Glauben geschenkt, war unsicher. Dann fing ich an zu recherchieren, sah mir mal die Zutaten meines Trockenfutters an und besuchte ein paar Seminare zu dem Thema Ernährung. Dabei fand ich heraus, dass unserem Futter wohl synthetische Steroide beigefügt waren. Also, einem Hund wie meinem, der bei der Verteilung von Temperament und Energie dreimal „Hier Ich“ gerufen hatte, Steroide zuzuführen, ist ungefähr so, als würde man dem Hulk muskelaufbauende Präparate spritzen – nicht zielführend, nicht gesund, kontraproduktiv.
Also Futterwechsel – als nächstes eine Empfehlung von der Chefin meines Hundeplatzes. Praktischerweise verkaufte meine damalige Trainerin das Futter sogar selbst in ihrem mobilen Kofferraumshop. Zwei Jahre ging es einigermaßen gut. Finley aß zwar immer noch nicht wie ein typischer Retriever, aber seine Brechanfälle blieben aus. Das war aus meiner damaligen Sicht eine enorme Verbesserung. Er war fit und lag mit seinem Gewicht im guten Bereich. Seine oft überdrehte Art dimmte herunter, ohne dass Finley sein Temperament einbüßte.
Doch dann wiederum Probleme. Dauerdurchfall – also ab zur Tierärztin. Es folgten etliche Labortests, Medikamentenbeigabe, Schonkost, doch mein Hund magerte auf 18 Kilogramm herunter. Er verlor seine Energie, seine Lebensfreude und benahm sich wie ein uralter, arthritischer Hund. Nachdem die Kosten ins Unermessliche stiegen, ohne dass es meinem Hund besser ging und ich mich laut Tierärztin innerlich auf einen Abschied einstellen sollte, zog ich die Reißleine. Keine sinnlosen, überteuerten Tests mehr. Keine stressigen Tierarztbesuche mehr, mit einer Tierärztin, die die Nerven verlor, wenn Finley sich nicht so verhielt, wie sie das wollte.
Was, wenn es eine Futterallergie war? Finleys Bruder Balu hatte jahrelang an einer Allergie gelitten und infolgedessen verlor er sein Fell, hatte starken Juckreiz, offene, eiternde Stellen auf der Haut. Diese starke Dermatose war schmerzhaft, schwächte Balu stark und war nur durch starke Medikamente einzudämmen. Als er nach Jahren auch noch einen riesigen Hotspot dazu bekam, war das zu viel für sein Immunsystem und seine Familie musste sich von ihm verabschieden.
Wenn ich mir Finley so ansah – mager, ohne Lebensfreude, hatte ich Angst, dass wir tatsächlich auch an diesem Punkt angelangt waren. Also startete ich einen letzten Versuch. Ganz ohne Tierarzt, nur meinem gesunden Menschenverstand folgend. Ich weiß, ein hohes Risiko aber konnte es denn noch schlimmer werden? Ich kochte Reis und Möhren, gab CaniKur dazu und als der Stuhl fest, war gab ich eine minimale Menge seines Trockenfutters dazu – Durchfall! Also alles noch mal auf Anfang.
Dann suchte ich ein getreidefreies Futter, mit einem hohen Fleischanteil aus und fütterte es zu. Alles gut! Mein Finley hatte festen Stuhlgang, gewann Gewicht und nach und nach seine Lebensfreude zurück. Gegen die Aussage meiner damaligen Tierärztin, so ganz ohne Labortests, würde ich heute mal behaupten, mein Hund hat eine Getreideallergie.
Die Folgen unserer Erfahrungen: Den Tierarzt haben wir gewechselt. Was das Futter betrifft, folge ich wieder meinem Bauchgefühl. Zum ersten Mal frisst Finley wirklich mit Appetit und ist beschwerdefrei. Ich habe mich für Trockenfutter entschieden, Barfen ist zurzeit nicht mein Ding. Die Fleischsorten wechsele ich alle drei Monate, Finley mag ein wenig Abwechslung. 😉
Vom gleichen Futter habe ich auch immer einen kleinen Vorrat Dosenfutter vorrätig. Denn so ganz hat Finley seine Allüren nicht abgelegt. Wenn er großen Stress hat, zum Beispiel nach längeren Autofahrten oder wenn bei uns in der Gegend viele Hündinnen läufig sind, lässt er das Trockenfutter auch schon mal stehen. Ich schau mir das maximal zwei Tage an. Wenn er dann immer noch nicht frisst, gibt es Nassfutter und da kann er dann nicht mehr widerstehen.
Fazit ist für mich, dass es nicht nur die EINE, richtige Art zu füttern gibt, sondern viele Wege zum Ziel führen können. Wir Hundehalter haben die Qual der Wahl.
In ihrem Artikel „Essen ist Liebe“ beschreibt die Hundeexpertin und Autorin Katharina von der Leyen das sehr treffend: „Die Ernährung unserer Hunde liegt vollständig in unserer Kontrolle und unserer Verantwortung. Die Verantwortung, das absolut beste Futter für unsere Hunde zu finden, liegt schwer auf unseren Schultern. Wir Hundeleute suchen mittlerweile nach dem Heiligen Gral der Hundeernährung. Futter ist nicht nur Ernährung: Wie wir unseren Hund füttern bedeutet auch, wie gut wir uns um ihn kümmern, wie wichtig er uns ist, wie ernst wir ihn nehmen, wie sehr wir uns um ihn sorgen. Mit anderen Worten: Wie wir unseren Hund füttern ist auch ein Ausdruck dafür, wie sehr wir ihn lieben.“ Zum ganzen Artikel geht es HIER.
Katharina von der Leyen beschäftigt sich schon seit längerer Zeit ausgiebig mit dem Thema Hundefutter. Ihr Artikel ist sehr lesenwert. In ihrem Hundemagazin Lumpi4.de findet ihr unter dem Navigationspunkt Ernährung noch viel mehr zu diesem Thema.
Auch wenn Finley es nicht immer leicht hatte mit seinem Futter, haben mich die Geschehnisse gestärkt. Heute höre ich mir Vorschläge an, setze sie aber nicht einfach um, weil ich die Person, die sie gibt nett finde. Ich hinterfrage, recherchiere und treffe dann eine Entscheidung.
Meine Art zu füttern kann man diskutieren. Aber genauso läuft es bei uns gerade richtig gut. Und so werden wir es weitermachen, bis andere Umstände eintreten, die mich zum Umdenken zwingen.
Wie füttert Ihr Eure Hunde? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreibt mir, wie Ihr euer Futterproblem gelöst habt.