Fünf Gründe… drei Tipps… ein Schnarch…
… Oder warum eine Überschrift kein Abzählreim sein sollte
Neulich hat meine von mir sehr geschätzte Bloggerkollegin Heidi Schmitt vom Blog „kommstduhierher“ einen sehr treffenden Artikel über die Verantwortung von Bloggern geschrieben. Den ganzen Artikel könnt Ihr HIER! Lesen.
Ich finde Heidi hat recht, Expertentum wird mancherorts nur simuliert und der Leser tut gut daran, zu hinterfragen ob die veröffentlichten Erkenntnisse nun auf persönlichen Erfahrungen oder auf gesicherten, wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Beides finde ich in Ordnung, solange es im Text auch deutlich gemacht wird. Und genau dort liegt die Verantwortung beim Blogger.
12 Gründe … Echt jetzt?
Mir geht es hier aber um einen anderen Aspekt des Schreibens und zwar um einen Wesentlichen. Es geht um die Überschriften zu den Blogposts. In der Bloggerszene erfreuen sich die Aufzähl-Überschriften einer großen Beliebtheit. Ihr wisst schon Überschriften wie „12 Wege wie …“ und dann kann man beliebig ergänzen:
a. Euer Hund leinenführig wird b. Euer Hund allein zuhause bleibt c. Ihr euren Hund richtig ernährt und so weiter, und so weiter ….
Individualität anstatt Beliebigkeit
Die Tatsache, dass man die Themen beliebig austauschen kann, zeigt schon deutlich, dass der Blogger mit so einer Überschrift auch eine Chance verschenkt. Die Chance seinem Blogartikel von Anfang an etwas Individuelles zu geben, die Chance sich von anderen Blogposts abzuheben und auch die Chance den Leser vom ersten Moment an neugierig zu machen.
Ich übergehe diese “5-Gründe-warum-Dein-Hund…” Artikel mittlerweile immer häufiger, denn wer suggeriert er könne so komplexe Themen wie Hundeerziehung oder Hundeverhalten auf 5 Punkte reduzieren, wirkt auf mich nicht glaubhaft.
Was ist eigentlich eine Headline?
Also was ist eigentlich eine Überschrift oder wenn man so will die Schlagzeile? Wikipedia ist sich da mit dem Duden weitestgehend einig:
„Als Schlagzeile bezeichnet man in der Regel die Überschrift in einer Zeitung oder Zeitschrift. Die Aufgabe einer Schlagzeile besteht darin, die Aufmerksamkeit eines flüchtig und selektiv lesenden Betrachters zu erzielen, ihn anzusprechen und auf den anschließenden Fließtext zu leiten.“
Wenn der Einstieg nicht passt, verliert man Leser
In der Journalistenschule lernt man, dass die Headline der Einstieg in den Artikel ist und nicht erst der erste Satz. Sie ist gewissermaßen der Türsteher, der den Leser ins Etablissement … ähm, also in den Artikel hinein schubst.
Stimmt die Überschrift nicht, springt ein großer Prozentsatz der Leser ab bevor sie sich die Mühe gemacht haben, den ersten Satz zu lesen. Online ist dieser Effekt des „Artikel-Flüchtens“ noch um ein Vielfaches stärker, weil die Konzentrationsfähigkeit eine andere ist. Wie schade, wenn man seinen Artikel doch gut recherchiert hat und sich Mühe gegeben hat ein interessantes Thema für seine Leser zu finden. (Einen sehr interessanten Artikel zu diesem Thema findet Ihr HIER!)
Die ganze Geschichte in einem Satz
Eine Headline kann schon ein Stück der Geschichte erzählen, neugierig machen, sie liefert dem Leser den Grund weiter in den Artikel einzusteigen, egal ob es sich um ein sachbezogenes Thema, eine Unterhaltungsgeschichte oder einen Werbeartikel handelt. Deshalb muss der Blogger ja nicht darauf verzichten auf seine fünf Tipps aufmerksam zu machen. Service am Leser kann, je nach Ausrichtung des Blogs auch wichtig sein. Gute Nachrichten! Für die „Ich-gebe-Euch-drei-Tipps“ hat der Zeilengott die Subheadlines erfunden. Diese Infos können leicht in den Unterüberschriften hervorgehoben werden.
Blogger-Kreativität beginnt bei den Überschriften
Ich mag die Bloggerszene, sie ist bunt, vielseitig und manchmal auch unberechenbar. Klingt irgendwie nach einer spannenden Angelegenheit – findet Ihr nicht? Also warum gerade bei den Überschriften, einer so wichtigen Sache, in der Einheitssuppe abtauchen. Seid hier genauso kreativ wie in Euren Artikeln, entwickelt Euren eigenen Stil. Es muss nicht reißerisch und laut sein, nur individuell. Lasst Euch etwas einfallen.
Es ist halt ein alter Tipp, das Aufzählungen sooo gern von Lesern angeklickt werden. Aber wie jeder SEO Tipp überlebt er sich, sobald er von allen angewendet wird.
Da hast Du recht.
Es ist ja immer die gleiche Geschichte. Als Schreiber musst Du Dich entscheiden, wie viel Deiner Kreativität Du den Algorithmen opfern willst.
…und ich dachte schon ich sei die einzige, die das unerträglich findet. Ich hätte es niemals so schön aufdröseln können. Vielen dank dafür.
Ich danke Dir 😉 Ich freue mich, dass ich mit meiner Meinung nicht allein dastehe.
Danke! Danke! Danke!
Bin gerade dabei meinen neuen Beitrag zu schreiben. Das Überschriftenthema hat mich dabei schon oft total blockiert und ich hab entschieden, ich mach das jetzt, wie ich es gut finde und es zu mir passt. Es tut gerade so gut, deinen Beitrag zu lesen. Das macht mir das Schreiben nochmal leichter.
Alles Liebe und bis bald
Anna
Ach Anna, das freut mich wirklich. Schließlich wollen wir ja nicht die Algorythmen befriedigen, sondern Leser gewinnen.
Auf bald, herzliche Grüße
Birgit
Das Thema SEO wurde ja schon erwähnt. Dass die Menschen im Netz meist nach einfachen und konkreten Anleitungen suchen, die bedient werden wollen, könnte man auch noch anführen.
Ich persönlich halte es auch mit einer Mixtur von beidem.
Was mir bei deinem Artikel fehlt, sind einige Beispiele für coole und interessante Überschriften. Die Überschriften und SEO Artikel führen nämlich meist konkrete Beispiele an und genau da könntest du mit kreativen Gegenbeispielen angreifen.
Ansonsten sehe ich es ähnlich.
Lieber Johnny,
ich hatte tatsächlich kurz darüber nachgedacht, solche Beispiele zu bringen. Allerdings habe ich das nach einigem Nachdenken wieder verworfen. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich den anderen Bloggern ein Universalkonzept aufdrücken wollte.
So nach dem Motto: Schaut mal SO macht man das.
So etwas wird in der Hundeszene leider oft falsch verstanden und führt meistens zu unschönen verbalen Auseinandersetzungen. Mir war die Gefahr zu groß, dass niemand mehr hinhört und nur noch austeilt. So sind leider meine Erfahrungen.
Ich habe das nur zweimal mit der Aufzähleritis gemacht… 10 Gründe, warum Eure Hunde die Normandie lieben werden und 10 Dinge die Ihr in der Normandie machen müsst. Auf Pinterest sind das nahezu die einzigen Pins, die nennenswert Trafic bringen :-O
Ansonsten schreibe ich meist, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Sicherlich auch nicht immer die spanneste Idee :-O
Ja Barbara, das stimmt. Bei Pinterest funktionieren diese Überschriften sehr gut. Und ich finde Deine Überschriften überhaupt nicht langweilig. 🙂
Dankesehr fürs Verlinken! Wie sehr ich mit Dir übereinstimme, siehst Du auch an meinem Artikel „10 Dinge, die Du als Blogger beachten solltest, wenn Du es Leid bist, 10 Dinge zu beachten“ https://heidi-schmitt.de/10-tipps-die-du-aehm-ja/ Ich sehe SEO als einen Hauptgrund für die vielen blöden Überschriften. Das SEO-Plugin beschwert sich ja, wenn das Keyword in der Überschrift fehlt. Aber es gibt nunmal keine kreative Überschriften, in denen „Manteltarifvertrag“ vorkommt. Gut die Hälfte meiner Blogartikel sind nicht für Google optimierbar. Sie werden dementsprechend auch nie über die Suchmaschine gefunden. Niemand sucht zunächst nach „Lob des Dödelns“ oder „Das Tier wird gefoltert“ oder „Hunde, die nach hinten gucken“. SEOs und Dumpfblogger würden das ganze ersetzen durch: „Warum es wichtig ist, dass dein Hund auch mal langsam läuft“, „Haben Hunde ein Gedächtnis?“ und „Wenn Hundekontakt an der Leine nicht möglich ist.“ Das ist einfach grauenvoll. Ich halte die Google Algorithmen, so wie sie sind, für eine Pest. Sie sorgen für eine Normierung der Inhalte und sie ersticken Kreativität. Wenn ich nicht ab und zu bewusst einen Beitrag für Google optimieren würde, hätte ich in der Suchmaschine keine Chance.
Gerne doch, liebe Heidi. Mit meinen Schlagzeilen ergeht es mir ähnlich wie Dir. Und das mit dem „Manteltarifvertrag“ betrachte ich jetzt mal als Challenge 😉