Vorsicht bei Designer-Rassen – Catahoula-Mixe liegen im Trend
Gerade fand ich auf Facebook den Post einer Frau, die von sich behauptet, eine „neue Rasse“ kreiert zu haben. Einen Mix aus Labrador und Australien Shepherd.
Sie ist stolz auf ihre erfundene „Rasse“. Und auf den ersten Blick, ja, da wirken die veröffentlichten Bilder. Die jungen Hunde sehen aus, wie kunterbunte, gesprenkelte Labradore. Wie niedlich…. aber brauchen wir wirklich immer neue Rassen?
Ihr Zuchtverband habe ihr zu dem gelungenen Wurf gratuliert. Der von der Frau angesprochene Zuchtverband ist die DKU, die Deutsche Kynologische Union. Mitglied in der EKU, der Europäischen Kynologischen Union. Bisher war mir dieser Zuchtverband unbekannt.
Im Bereich der Designerrassen gibt es inzwischen kaum noch eine Rasse, die nicht Gefahr läuft mit Pudeln gekreuzt zu werden. Labradore, Golden Retriever, Schnauzer, sogar Hovawarte wurden schon mit dieser intelligenten, quirligen Rasse gekreuzt. Die Frage nach dem „Warum“ konnte mir bisher noch niemand auf befriedigende Weise beantworten. Pudel sind tolle Hunde, also wenn mann sie so mag, warum holt man sich dann nicht einfach einen ins Haus?
Andere Kreuzungsversuche gibt es in den USA, zum Beispiel mit dem Louisiana Leopard Dog, sie heißen Catahoula Labrador Dogs. Catahoula-Mixe sind leider im Kommen. Bei meiner Recherche zu weiteren Crossbreads bin ich auf unzählige Hybridzuchten, unter anderem mit Australian Shepherds, Mastiffs (Mastahoulas), American Bulldogs (Catahoula Bulldogs oder auch Catbull), gestoßen. Der Markt boomt und wie schon bei den Doodle-Kreuzungen schwappt die neue Mode zu uns herüber.
Ich finde, bevor man sich so einen Catahoula-Mix als Familienmitglied ins Haus holt, lohnt es sich noch einmal über die Sinnhaftigkeit dieser Kreuzung nachzudenken.
Der Louisianna Catahoula Leopard Dog ist eine vom FCI nicht anerkannte Hunderasse aus den USA. Er ist ein Arbeitshund. In den USA sagt man „Gib ihm einen Job und er wird ihn unter allen Umständen ausführen“. Das klingt zuerst einmal ja richtig gut. Jetzt aber bitte am Ball bleiben, hinterfragen und sich weiter informieren!
Die Arbeitsanlagen wurden beim Catahoula über zahllose Generationen nach folgenden Aspekten selektiert: Er muss und möchte eigenständig arbeiten, mitdenken und eigene Entscheidungen treffen. Er arbeitet im Ursprungsland an großen Rinderherden und ist bei der Arbeit auf sich gestellt. Der Catahoula zeigt große Entschlossenheit in der Durchführung seiner eigenständig getroffenen Entscheidungen. Bedingungsloser Gehorsam fällt ihm schwer.
Das Wesen des Catahoula verfügt über eine natürliche Schärfe. Daraus folgt ein ausgeprägtes Bedürfnis seine Leute bedingungslos und eindrucksvoll zu verteidigen. Der für die Schutzhundearbeit unabdingbar nötige bedingungslose Wille zum Gehorsam fehlt ihm und macht ihn schwer lenkbar. Ähnlich ist es mit Obedience.
Halter von Catahoulas berichten, dass ihre Hunde in den ersten zwei bis drei Jahren bereitwillig mitmachten. War ihr Catahoula aber durchgereift und erwachsen, ließ der Wille sich unterzuordnen und zu gehorchen deutlich nach. Einen Hund dieser Rasse oder einen Mix aus dieser Rasse adäquat so zu beschäftigen, dass er nicht gefährlich wird, ist extrem schwierig.
Jeder Käufer sollte auch wissen, dass die Catahoulas die bei Hunden seltene Fähigkeit besitzen, auf Bäume zu klettern. Und zwar bis ganz nach oben. In den USA hat man aus dieser Fähigkeit den Hundesport „Treeing“ entwickelt. Wie schwierig das die Haltung eines solchen Hundes macht, muss ich wohl nicht ausführen.
Vor diesem Hintergrundwissen, muss man sich doch fragen, warum gerade diese Hunde mit Labradoren gekreuzt werden sollen. Das Wesen passt nicht zueinander. Labradore sind Hunde deren Zuchtgeschichte darauf ausgerichtet ist, Kooperation mit dem Menschen zu schaffen. Sie sollen bei der Jagd mit dem Menschen zusammenarbeiten, Rückfragen was als Nächstes getan werden soll. Also das genaue Gegenteil vom Catahoula und seiner Arbeitsweise.
Also was will diese „Neuzucht“ bieten, bunte Labradore, Catahoulas mit will to please? Ein klares Zuchtziel formuliert die Erzeugerin dieser Hunde, die bis dato Silverlabbis züchtete, weder auf ihrer Homepage, noch auf ihrem Facebook-Account.
Der Leopard-Mix-Wurf erscheint auf der Homepage noch gar nicht. Keine Erklärung dazu, was sie an den Catahoulas so wichtig und gut findet, dass sie sie in eine andere Rasse einkreuzen musste. Kein Wort zu den Elterntieren, keine Gesundheitsergebnisse, kein Herkunftsnachweis. Mit anderen Worten, es liegen null Informationen vor, die man von einem seriösen Züchter erwarten dürfte.
Da keimt der Verdacht auf, dass es nur darum ging, einen Hundetypus zu erschaffen, mit einer möglichst exotischen Fellfarbe, der sich gut verkaufen lässt, weil er so selten ist und so individuell aussieht. Jeder Käufer sollte sich klarmachen, dass mit der hübschen Fellfarbe aber auch der Charakter und die Bedürfnisse des Hundes bei ihm einziehen. Und der Charakter und die Bedürfnisse seines Hundes werden ihn die kommenden 10 – 15 Jahre weitaus mehr beschäftigen als das Fell. Jemand, der das Wesen eines Labradors schätzt, ist mit einem Catahoula (auch mit einem Mix) schlecht beraten. Und umgekehrt sieht es genauso aus. Wer einen selbständig arbeitenden, hochpassionierten Arbeitshund braucht, der es für sich einfordert, eigene Entscheidungen zu treffen zu können, wird mit einem Labrador (auch mit einem Mix) nicht glücklich.
Die Vorstellung, die Einkreuzung von Labradoren würde die Catahoulas sanfter und umgänglicher machen, wäre wirklich naiv. Die Welpen tragen immer den genetischen Code beider Rassen in sich. Auch die Argumentation, die Catahoulas brächten eine stabilere Gesundheit in die Population der Labradore, ist aus meiner Sicht nicht beweisbar und zu pauschal. Da bleiben mir zu viele Fragen offen. Welche gesundheitlichen Schwächen des Labradors sollen denn überhaupt bekämpft werden? Und aufgrund welcher beweisbaren Erkenntnisse bringt der Catahoula dafür das richtige Rüstzeug mit?
Welche Rasse beim Wesen des einzelnen Welpen überwiegt, ist nicht steuerbar. Das haben die Zucht-Verläufe bei einigen anderen Designerrassen gezeigt. Meiner Meinung nach braucht es diese Rasse in unserer Hundewelt nicht. Es gibt genügend bunte Hunde mit gutem Charakter in unseren Tierheimen und genügend seriöse Züchter, für Freunde des Rassehundes.